Gründung

 
 
     
   
 
   

Wie ein Bronzezeitdorf in der Gegenwart zum Leben erweckt wird

 

Im Jahr 1998 werden am westlichen Ortsende von Dietfurt die Überreste einer größeren Siedlung
aus der Bronzezeit ausgegraben. Als wesentlicher Teil davon wird ein annähernd trapezförmiger Hausgrundriss freigelegt, von dem sich die unteren Teile der Wandgräbchen erhalten haben. Die Verfärbung des südlichen Wandgräbchens ist etwa 15 m, die der nördlichen Wand noch ca. 10 m lang.

Während der westliche Gebäudeteil nicht erkennbar ist, lässt sich an der östlichen Stirnseite eine Breite von 4,5 m messen, welche sich im weiteren Verlauf des Hauses auf mindestens 6,5 m Breite erweitert. Das exakte Ausmaß in Länge und Breite lässt sich für dieses bronzezeitliche Langhaus allerdings nicht bestimmen.

Da Pfostengruben bei der Ausgrabung nicht beobachtet werden können, vermutet der Ausgräber, Archäologe Friedrich Lore einen Schwellbalkenbau, bei dem die Wand und Dach tragenden Hölzer in einen Rahmen eingepasst waren. Er datiert den Befund schließlich in die mittlere Bronzezeit um 1600 v. Chr..

 

 

Der Verein ALCMONA gründet sich 2000 und entschließt sich, das Gebäude zu rekonstruieren.

Das Langhaus wird ausschließlich mit Vereinsmitteln rekonstruiert und bekommt Ausmaße von etwa 8 x 20 m. Bei dieser Raumdimensionierung kommt nach zimmermannstechnischer Einschätzung nur ein aufsteigend verlaufender First in Frage. Die Höhe des Dachfirstes schwankt zwischen 7 und 5 m.

Viele Fragen bei der möglichst originalgetreuen Rekonstruktion bleiben zwangsläufig offen. Da sich bei den Befunden im Dietfurter Raum organische Materialien in der Regel nicht erhalten haben, lassen sich nur bedingt Aussagen zur Holzkonstruktion des Gebäudes machen. Schon die Frage nach der Wahl
des Holzes ist nicht zu klären, wenngleich Harthölzer, wie z.B. Eiche, sicher bevorzugt worden sind.

Bei den zum Hausbau verwendeten Hölzern entscheidet man sich aus Kostengründen für Fichte und Kiefer. Die Seitenwände werden aus Weidenrutengeflecht aufgebaut und mit einem Lehm-Stroh-Gemisch verputzt. Beim Bau des Hauses werden ausschließlich handgefertigte Holznägel verwendet; auf Eisennägel wird vollständig verzichtet. Alle Knotenpunkte der geschälten Rundhölzer werden verplattet und Verzapfungen von Hand maßgefertigt, sämtliche Bauhölzer müssen deshalb mehrfach
in die Hand genommen und entsprechend angepasst werden.

Nicht exakt nachweisbar ist die Rekonstruktion der Dachbedeckung. Neben Schilf kämen nur Stroh und Holz, vielleicht sogar Baumrinde und Rasensoden in Frage. Schilf ist in entsprechenden Mengen im Umfeld nicht vorhanden und Stroh ist in der Aufbereitung für eine regendichte Bedachung zu aufwändig, denn dann müsste jeder Halm einzeln vom Bast befreit werden, um Fäulnis und entsprechenden raschen Zerfall zu verhindern. Baumrinde verspricht kaum lange Haltbarkeit und Grassoden sind problematisch, weil sie sich bei Nässe und Schnee mit Wasser vollsaugen und die Gewichtsbelastung damit temporär zu Problemen führen kann. So kommen für die Dachdeckung des Nachbaus nur Holzschindeln in Frage, die aus finanziellen und bearbeitungstechnischen Gründen aus frisch geschlagenen Fichtenstämmen hergestellt werden. Allein dafür müssen mindestens  9000 Holzschindeln mit einer Länge von ca. 1 m gespalten werden.

Wie es im Gebäudeinneren eines bronzezeitlichen Wohnhauses ausgesehen hat, lässt sich mangels archäologischer Funde bisher kaum belegen. So bleibt es ungewiss, ob man mit dem Vieh zumindest zeitweise gemeinsam unter einem Dach gelebt hat. Auch Fragen nach der Raumgestaltung und dem Mobiliar bleiben offen. Wichtige Detailfragen wie Rauchabzug (Kamin?) und Innenraumgliederung
lassen sich nicht beantworten.

Ob bronzezeitliche Wohngebäude schon Fenster hatten, ist fraglich, da uns sowohl entsprechende Funde als auch bildliche Darstellungen fehlen. Um Licht ins Gebäudeinnere zu bringen, entscheidet
man sich, für das Alcmona-Haus in regelmäßigem Abstand Holzrahmen einzubauen und den Fensterfreiraum mit Schweinsblasen zu bespannen, die man zuvor reinigt, aufbläst und trocknet. So wird Lichtdurchlässigkeit gewährleistet und Zugluft abgehalten. Glas als Fensterscheibeneinsatz kam
in Mitteleuropa erst im Mittelalter zum Einsatz und war in der vorrömischen Eisenzeit noch gänzlich unbekannt. Die mit Schweinsblasen bespannten Fensterrahmen können bei Bedarf den Witterungsverhältnissen angepasst, d.h. von innen mit Holzbrettern verschlossen werden.
 

Neben dem vorgeschichtlichen Gebäude wird ein prähistorischer funktionstüchtiger Lehmofen zum Backen nachgebaut, der im Rahmen von Veranstaltungen, die der Verein Alcmona anbietet, genutzt werden kann. Rekonstruktionen weiterer Öfen sind geplant.

 

 
   

 
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