Text nach einem Artikel von Namenforscher Albrecht Greule
Veröffentlicht in der Mittelbayerischen Zeitung vom 02. Mai 2009, "Der Berg zur Abwehr gibt der „Altmühl“ den Namen" (http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10012&pk=393873&p=1)
Die Altmühl, die bei Kelheim in die Donau mündet, gehört mit ihren 220 Kilometern Länge zu den großen Flüssen, zählt aber zu den langsamsten in Deutschland. Sie entsteht auf der Höhe von Rothenburg ob der Tauber. Länge und Fließgeschwindigkeit sind für die Erklärung des Namens wichtig, weil davon auszugehen ist, dass die Altmühl schon in frühgeschichtlicher Zeit als Verkehrsweg diente.
Ihren Lauf markieren Orte und Stätten wie Treuchtlingen, Pappenheim, Eichstätt, Beilngries, Dietfurt und Riedenburg. Über der Mündung thront die Befreiungshalle. Sie ist auf dem Michelsberg errichtet worden, auf dem die Archäologen eine vorgeschichtliche Höhensiedlung, die zu einem großen spätkeltischen Oppidum ausgebaut wurde, ausgegraben haben.
Die Altmühl bei Mühlbach
Mit der Schaffung des Main-Donau-Kanals ist ein Traum in Erfüllung gegangen, den schon Kaiser Karl der Große Ende des 8. Jahrhunderts geträumt hatte. Nach seinem Plan wurde die „Fossa Carolina“, der Karlsgraben, bei Treuchtlingen ausgehoben, mit dem Ziel, den Handel zu erleichtern und eine Verbindung zwischen Schwäbischer Rezat und Altmühl zu schaffen. Dieser Aktion verdanken wir die ersten Erwähnungen der Altmühl.
Weil der Fluss in diesen frühen Quellen „Alcmona“, „Alkmonia“ oder „Alchmuna“ heißt, ist die auf der Hand liegende Erklärung des Namens als „alte Mühle“ sehr unwahrscheinlich.
Vielmehr ist „Altmühl“ die Verballhornung des alten keltischen Namens „Alcmona“, der als „stilles oder langsam fließendes Wasser“ gedeutet wird. Doch auch eine andere Deutung ist möglich.
In der Geographie des Gelehrten Klaudios Ptolemaios, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. seine Werke in griechischer Sprache verfasste, wird in Germanien eine „Polis (Stadt) Alkimoennis“ erwähnt. Setzt man, Schreibfehler berücksichtigt, diesen Namen mit „Alkmonia“ (Altmühl) in Beziehung, liegt der Schluss nahe, dass mit der „Polis Alkimoennis“ das Oppidum auf dem Michelsberg gemeint ist.
Das würde bedeuten, dass die unterhalb mündende Altmühl denselben Namen hatte. Wir rekonstruieren ihn heute als „Alkimonia“ oder eben „Alcmona“. Dieser Name kann als Bezeichnung für eine frühgeschichtliche Befestigung gut gedeutet werden als Zusammensetzung aus einem (keltischen?) Wort „alk(i)“ für „Abwehr, Hilfe“ und dem (keltischen) „monijo“ (Berg). „Alcmona“ oder „Alkimonia“ bedeutet demnach „Berg mit oder zur Abwehr“.
Wo sich Altmühl und Main-Donau-Kanal vereinigen (Bei Töging)
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